Die Arbeit der UINL: Institutionelle Sitzungen vor dem Kongress
Dem Kongress vorausgegangen waren die Institutionellen Sitzungen der UINL vom 28. September bis 1. Oktober. Diese Sitzungen finden halbjährlich statt und sind der Kern der Gremienarbeit des internationalen Notariats, in dem die Delegierten der 92 Mitgliedsnotariate die Weichen für die internationale notarielle Zusammenarbeit stellen. Im Rahmen dieser mehrtägigen Arbeitssitzungen befassten sich die verschiedenen Kommissionen und Arbeitsgruppen mit zentralen Themen wie internationaler notarieller Zusammenarbeit, Geldwäschebekämpfung und der Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen.
Ein besonderes Augenmerk lag auf der Wahl des neuen UINL-Präsidenten für die Legislaturperiode von 2026 bis 2028: eine Entscheidung, die die Ausrichtung der UINL für die kommenden Jahre bestimmen wird. Am Ende konnte sich der mexikanische Kandidat David Figueroa Márquez gegen Olagnika Salam aus Benin durchsetzen. Daneben wurde Prof. Dr. Jens Bormann als UINL-Vizepräsident für Europa wiedergewählt.
Ein glanzvoller Auftakt und zukunftsorientierte Themen
Die feierliche Eröffnung des Weltkongresses des Notariats fand sodann im Anschluss an die Institutionellen Sitzungen der UINL am 2. Oktober statt. In einer Zeremonie, die die wachsende globale Reichweite der UINL veranschaulichte, wurden die Notariate von Kirgisistan und Burundi als neue Mitglieder in die Union aufgenommen. Die Relevanz des Notariats für das moderne Rechtssystem wurde durch die Anwesenheit und die Eröffnungsansprachen hochrangiger Persönlichkeiten aus Justiz und Politik untermauert. Darunter waren der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Stephan Harbarth, Bundesjustizministerin Dr. Stefanie Hubig, und die Berliner Justizsenatorin Dr. Felor Badenberg.
Der Kongress stand unter dem wegweisenden Leitmotiv „Das Notariat im Wandel | Neue Technologien – Neue Aufgaben“. Dieses hochaktuelle Thema reflektiert die dynamischen Herausforderungen und Chancen, die den Berufsstand in einer zunehmend digitalisierten Welt bewegen.
Wegweiser in die digitale Zukunft: Thema I
An die Eröffnungszeremonie schlossen sich spannende Podiumsdiskussionen zu dem Thema „Neue IT-Tools | Neue Horizonte: Notare im Mittelpunkt eines zukunftsfähigen digitalen Systems“ an. In verschiedenen Diskussionsrunden sprachen Experten wie Staatssekretärin Prof. Dr. Luise Hölscher, Dr. Aljoscha Burchardt, Principal Researcher, Research Fellow und stellvertretender Standortleiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), Dr. Dr. Oliver Hofmann, Head of Legal Tech beim C.H.Beck Verlag, und der Präsident der Bundesnotarkammer Dr. Markus Sikora unter anderem über die Chancen und Risiken von Automatisierung und künstlicher Intelligenz für das Notariat. Dabei wurden die zentralen notariellen Verantwortlichkeiten im Umgang mit diesen Technologien hervorgehoben und „Best Practices“ für Gegenwart und Zukunft erörtert.
Bürgernah und effizient: Thema II
Am zweiten Kongresstag, dem 3. Oktober 2025, verlagerten sich die Diskussionen auf das Thema „Nicht-streitige Gerichtsbarkeit: Neue Aufgaben im Dienste der Bürger“. Die Teilnehmenden erörterten, wie Notarinnen und Notare ihre Expertise in Bereichen wie etwa dem Familien- und Erbrecht verstärkt einbringen können. Dabei wurde die zentrale Bedeutung der vorsorgenden Rechtspflege als Alternative zu oft ressourcenintensiven Gerichtsverfahren hervorgehoben. Durch die rechtsverbindliche und unparteiische Arbeit der Notare können Bürgerinnen und Bürger effizient und konsensual ihre Rechtsverhältnisse regeln, was nicht nur für mehr Rechtssicherheit sorgt, sondern auch die Gerichte maßgeblich entlastet. Die Diskussionen unterstrichen, dass das Notariat durch die Übernahme weiterer Aufgaben im nichtstreitigen Bereich einen großen Beitrag zur gesellschaftlichen Befriedung leisten kann.
Die Werte des kontinentalen Rechts: Das Internationale Forum
Am 4. Oktober 2025, dem letzten Tag des Kongresses, fand schließlich ein Internationales Forum statt, das unter dem Thema „Die Werte des kontinentalen Rechts – Schutz, Prävention, Befriedung“ stand. Diese Veranstaltung bot eine tiefgehende Reflexion über die fundamentalen Prinzipien, die das lateinische Notariat auszeichnen. Unter der Beteiligung von Persönlichkeiten wie Cosita Delvaux, Präsidentin des Rates der Notariate der Europäischen Union (CNUE), und Prof. Dr. Jan Lieder, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wurden die Verantwortung des Notariats gegenüber der Zivilgesellschaft und die Bedeutung der vorsorgenden Rechtspflege durch Notarinnen und Notare als öffentliche Amtsträger hervorgehoben. Das Forum zeigte, dass Notarinnen und Notare als neutrale und unabhängige Amtspersonen die Werte des kontinentalen Rechts schützen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität und Rechtssicherheit in der Gesellschaft leisten.
Mehr als nur Fachgespräche: Ein nachhaltiger Austausch
Über das anspruchsvolle Fachprogramm hinaus war der Kongress für die Teilnehmenden eine schöne Gelegenheit, internationale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Die Veranstaltung förderte nicht nur den fachlichen Austausch, sondern bot auch einen Raum für persönliche Begegnungen und die Vertiefung der Beziehungen zwischen Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt.
Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm ermöglichte es den Gästen, die Metropole Berlin zu entdecken und ihre Geschichte kennenzulernen. Die Ausflüge, von der exklusiven Stadtführung "Berliner Klassiker" bis zu einem Ausflug nach Potsdam, schufen bleibende Erinnerungen. Besondere Höhepunkte des Abendprogramms im Rahmen der Institutionellen Sitzungen waren der Cocktailempfang in der James-Simon-Galerie sowie ein Galadinner im Jüdischen Museum. Der Abschlussabend des Kongresses in der traditionsreichen Arminiusmarkthalle rundete eine ereignisreiche Woche in Berlin ab. Diese zahlreichen Rahmenveranstaltungen boten den Teilnehmenden die Möglichkeit, in ungezwungener Atmosphäre miteinander ins Gespräch zu kommen. Diese Momente des internationalen und interkulturellen Austauschs festigten den weltweiten notariellen Zusammenhalt.
Der 31. Internationale Kongress des Notariats wird somit nicht nur als eine wegweisende Fachveranstaltung in Erinnerung bleiben, sondern auch als ein Ereignis, das die globale notarielle Gemeinschaft enger zusammengeführt hat.